Danksagung von Mutter Natur an die Menschen

Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar

Danksagung von Mutter NaturDass es der Mensch ist, der in die seit Jahrmillionen funktionierenden Abläufe von Mutter Natur hineinpfuscht, wissen wir nicht erst, seitdem bekannt ist, dass der Klimawandel (auch: Klimaveränderung oder Klimaverschiebung) hauptsächlich von uns Zweibeinern gemacht ist. Nein, seit jeher – oder zumindest seit dem Beginn der Zivilisation und seitdem wir große Städte bauen – haben wir uns die Natur zum Untertan gemacht. Und das ist im Laufe der Zeit immer schlimmer geworden. Heute ist es sogar so gravierend, dass jedes Jahr Abermillionen Meerestiere verenden, weil wir unseren Plastikmüll in die Ozeane werfen. Oder dass wir mit dem Regenwald unsere eigene Lebensgrundlage abbauen, nämlich den wichtigsten Produzenten von Sauerstoff, den es auf der Erde gibt. Die Liste an Beispielen ist unendlich lang und ein Kabinett des Grauens.

Deswegen wäre es das gute Recht von Mutter Natur, uns mal gehörig den Marsch zu blasen. Bisweilen tut sie das ja heute schon. Doch ob die schweren Unwetter, die Wirbelstürme, die Erdrutsche und die Überschwemmungen schon Folgen des Klimawandels sind, den wir Menschen zu verantworten haben, ist unter Klimaforschern noch nicht geklärt. Und auch andere Naturkatastrophen wie Erdbeben, durch Erdbeben ausgelöste Tsunamis oder Vulkanausbrüche sind natürlich keine Folgen einer Änderung des Klimas. Und dennoch haben wir oft den Eindruck, dass die Natur sich wehrt und zurückschlägt. Dass diese Naturkatastrophen fast immer in jenen Regionen auf der Erde stattfinden, in denen die ärmsten Menschen wohnen, ist dabei fast zynisch zu nennen.

►Danksagung von Mutter Natur an die Menschen

Liebe Menschheit,

ich hatte das schon länger vor, und heute mache ich es endlich – ich möchte dir ganz herzlich für alles danken, was du mir seit langer, langer Zeit antust. Danke für all die Rücksichtslosigkeiten, die ich erfahren durfte, danke, dass du deinen Müll dorthin wirfst, wo Wälder sind und wo Tiere leben. Danke, dass du jeden Tag abertausende Tonnen an Gift in meine Atmosphäre pumpst, die Ozonschicht zerstörst und es sauren Regen gibt, der dem Wald so schadet. Dem Wald! Er ist es, der dir den so wertvollen Sauerstoff spendet, den zu, Menschheit, zum Atmen benötigst. Der Wald stirbt in vielen Regionen, und wo er nicht stirbt, dort hilfst du mit anderen Mitteln nach. Oder warum wird jeden Tag so viel Regenwald abgeholzt, der in etwa der Fläche der Stadt Köln entspricht?

Danke, dass du unaufhörlich daran arbeitest, CO2 in die Luft zu pumpen und damit die Temperaturen auf der Erde immer weiter erhöhst. Danke, dass deswegen die Eiskappen an den Polen abtauen und die Gletscher in den Gebirgen. Danke, dass viele Tiere aus diesen Gründen immer weniger Nahrung finden und sich andere Lebensräume suchen müssen, die aber schon besetzt sind. Danke, dass du generell dafür sorgst, dass es auf unserem Planeten nicht zu eng wird, indem du viele Tierarten bereits ausgerottet hast und weitere ausrotten wirst. Danke, dass du dennoch weiterhin den Raubbau an mir, deiner Mutter Natur, betreiben wirst, weil deine Population inzwischen auf fast 7,5 Milliarden angestiegen ist und du immer mehr Raum, aber vor allem immer mehr Nahrung brauchst. Während ich, Mutter Natur, diese Danksagung an dich richte, Menschheit, hat deine Population schon wieder um mehrere tausend Menschen zugenommen.

Danke, Menschheit, für all das und für vieles mehr. Wenn du nicht bald umdenkst, werde ich in ein paar Jahrzehnten am Ende sein. Und du, Menschheit, hast dann keinen Rückzugsraum mehr, wenn ich einmal nicht mehr bin.

Deine Mutter Natur

Die Natur leidet unter uns

Unsere natürliche Umgebung hat unter uns Menschen jedenfalls ganz schön zu leiden. Beziehungsweise das, was wir als „natürliche Umgebung“ empfinden. Dabei gibt es in Deutschland und in Mitteleuropa im Flachland so gut wie keinen Hektar mehr, der vom Menschen unberührt ist. Unsere Wälder haben vielerorts Äckern weichen müssen, auf denen wir Getreide anbauen – dass es oft Monokulturen sind, ist für die Umwelt, wie könnte es anders sein, sehr schädlich. Wenn wir einen Fluss sehen, der sich irgendwo durch ein kleines Tal schlängelt, wissen wir, dass der Flusslauf in vielen Fällen ebenfalls vom Menschen beeinflusst wurde. All diese Faktoren und noch viele mehr führen dazu, dass sich nicht nur die Flora, sondern auch die Fauna unheimlich stark verändert hat in den letzten Jahrzehnten.

Die Natur würde uns, wenn sie es denn könnte, ein verheerendes Zeugnis ausstellen. Wir Menschen vernichten unsere eigene Lebensgrundlage, indem wir unsere Meere mit Plastikmüll überziehen, der Jahrhunderte braucht, um sich abzubauen. Schon heute verenden Meeresbewohner an winzig kleinen Plastikteilchen, die sich lösen. Fische tragen diese Teile aber so oder so in sich, auch, wenn sie nicht daran zugrunde gehen. Aber einige von ihnen werden von uns gefangen und landen auf unseren Tellern. Wir essen also unseren eigenen Abfall, wenn auch auf indirekte Art und Weise.

Eine Danksagung, die sich gewaschen hat

Es ist, vereinfacht gesagt, eine Schande, wie wir die Natur ausbeuten und Raubbau an ihr betreiben. Unsere Zukunftssorgen werden täglich größer, aber die Menschheit hört einfach nicht hin, obwohl die Signale doch so deutlich sind. Und die Signale sagen: Macht es anders, macht es besser. Stoßt nicht so viel CO2 in die Luft, hört auf, die Meere zu vermüllen und das Land zu vergiften. Stoppt die Rodung des Regenwalds und hört auf, jeden Tag Tierarten auszurotten. Die Natur würde uns eine zynische Danksagung ausstellen, die sich gewaschen hat.