Danksagung an die Ölgesellschaften

Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar

Danksagung an die ÖlgesellschaftenIm 20. und 21. Jahrhundert hat die Menschheit eine ganze Reihe an Kriegen geführt, in denen es nur vordergründig um die Befreiung von Völkern ging, die unter Diktaturen gelitten haben. Allein im Nahen Osten gibt es dafür ausreichend Beispiele – und das Öl, das es dort gibt, war sicher in jedem Fall nicht nur ein zufälliger Faktor. Aber gut, wir Menschen wollen in Saus und Braus leben, die teuersten Autos fahren und so mobil sein, dass wir eben mal kurzfristig mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen können. Für all das und noch vieles mehr benötigen wir eben eine große Menge an Öl. Die Profiteure der oben erwähnten Kriege sind – jedenfalls direkt – auch gar nicht die Staaten, sondern die mächtigen Ölkonzerne. Seit vielen Jahrzehnten schon betreiben sie den Raubbau an der Natur.

Und dieser Raubbau äußert sich in besonders perfider Weise dann, wenn es irgendwo auf der Welt zu einer Ölkatastrophe kommt, wie es sie etwa im Jahr 2010 im Golf von Mexiko gegeben hat. Damals kam es auf der Bohrinsel Deepwater Horizon zu einem Unglück, 670.000 Tonnen Rohöl wurden in das Meer geschwemmt, wo Abermillionen von Tieren qualvoll verendeten. Bei der Ölpest am Persischen Golf im Jahr 1991 sind sogar bis zu 1,7 Millionen Tonnen Rohöl ins Wasser gelangt. Ein sehr bekanntes Unglück, bei dem immerhin auch 37.000 Tonnen Rohöl ins Meer flossen, ereignete sich im Jahr 1989 vor Alaska, als der Tanker Exxon Valdez im Prince William Sound aufgrund eines Navigationsfehlers auf Land lief.

►Danksagung an die Ölgesellschaften

Liebe Ölkonzerne,

wir haben schon seit langer Zeit das Gefühl, dass es euch egal ist, wie lang unsere Umwelt noch existiert und ob unsere Erde in ein paar Jahrzehnten überhaupt noch eine Grundlage für das Leben bietet, so wie wir es kennen. Sagt mal, Ölgesellschaften: Kann es sein, dass diese Vermutung am Ende sogar noch stimmt? Dass ihr tatsächlich keinen gesteigerten Wert darauf legt, die Umwelt wenigstens in einem gewissen Maß zu erhalten – sondern dass ihr es am Ende nur auf die kurzfristige Maximierung eurer Gewinne, auf den Profit von heute und morgen abgesehen habt, und euch das Übermorgen schon gar nicht mehr interessiert? Dann herzlichen Glückwunsch und natürlich vielen Dank.

In vielen Teilen der Weltmeere hast du deine Plattformen aufgestellt, in der Nordsee zum Beispiel gibt es nicht mehr viele Regionen, in denen nicht ein Unternehmen von euch nach Öl und Gas bohren würde. Das ist toll, herzlichen Dank dafür. Aber auch auf dem platten Lande macht ihr eure Sache gut. Pipelines durchziehen die Regionen, in denen ihr nach Öl und Gas bohrt, bis in jene Gegenden, in denen diese Rohstoffe benötigt werden. Und Pipelines waren mit einer der Gründe, der zur bisher mit Abstand größten Ölkatastrophen geführt hat, die wir euch zu verdanken haben.

Ihr wisst, wovon wir sprechen, nicht wahr, liebe Ölkonzerne? Danke, dass die Ölkatastrophe von Westsibirien, die 1960 ihren Anfang nahm, seitdem jedes Jahr mehr als 15 Millionen Tonnen Öl in die Umwelt spült, weil rostige Pipelines ungewartet blieben, Öltanks leckten und Bohrabfälle einfach so freigesetzt wurden. Danke, dass sich die Situation bis heute kaum verbessert hat, liebe Ölkonzerne. Es ist ja egal, dass Pflanzen, Tiere und Menschen darunter leiden, Hauptsache ihr fahrt jedes Jahr satte Gewinne ein. Dafür können wir gar nicht laut genug danke sagen.

Vor allem aber möchten wir euch, liebe Ölgesellschaften, dafür danken, dass ihr aus der Geschichte der Unglücke nichts, aber auch gar nichts zu lernen scheint. Schon in jedem Teil der Erde habt ihr dafür gesorgt, dass Katastrophen die heimischen Pflanzen und Tiere zunichte gemacht und deren Lebensraum zerstört haben. Ob in der Elbmündung, im Ärmelkanal, in der Nordsee, im Mittelmeer, im Nahen, Mittleren und Fernen Osten, in Nord- wie in Südamerika, in Afrika, im Indischen Ozean, vor Japan, in der Ostchinasee, vor Grönland, ja sogar bei Galapagos, in der Timorsee und in Australien habt ihr es geschafft, mit Unglücken die Umwelt nachhaltig zu zerstören. Und es ist ja beileibe nicht so, dass die Zahl der Katastrophen zurückgeht. Danke auch dafür, liebe Ölkonzerne – so werden wir Jahr für Jahr daran erinnert, dass euch der eigene Reichtum näher ist, als auch nur zugunsten der Natur auf ein paar Dollar zu verzichten.

Danken werden euch aber auch andere Wirtschaftszweige wie der Tourismus und die Fischerei. Beide sind unmittelbar von eurem Treiben betroffen. Und wenn das Öl, das ins Meer gelangt, auch noch brennt, dann könnt ihr euch des Danks der Atmosphäre sicher sein. Denn auch zur Luftverschmutzung leistet ihr in diesem Fall einen erheblichen Beitrag.

Weil ihr Ölgesellschaften durch euer Tun so reich und einflussreich geworden seid, könnt ihr ebenfalls auf die Politik Einfluss nehmen, indem ihr verhindert, dass alternative Energien in vielen Regionen der Welt kaum gefördert werden. Das nämlich würde verhindern, dass wir nur von eurem Öl abhängig sind, und gefallen würde euch das nicht.

Danke für all das, deine Menschheit inklusive aller Pflanzen und Tiere

Kein Raum für alternative Energien

Wenn man alle größeren Unglücke zusammennimmt, dann haben in den letzten hundert Jahren viele Millionen Tonnen Öl unsere Meere vergiftet und den Lebensraum vieler Tiere für mindestens eine sehr lange Zeit vernichtet. Es ist eine absolute Schande für die Menschheit, was in dieser Beziehung schon passiert ist – und dafür müsste man den großen Ölkonzernen eigentlich mal eine saftige Danksagung verpassen, die vor Ironie nur so strotzt. Immerhin gibt es seit vielen Jahren Freiwillige, die Aktionen auch gegen diese Ölgesellschaften starten, Greenpeace ist da ein gutes Beispiel. An der Danksagung beteiligen dürften sich auch jene Unternehmen, die auf dem Feld der alternativen Energien tätig sind und die dank des Einflusses der Ölkonzerne in vielen Ländern nicht gefördert werden – was daran liegt, dass die Ölgesellschaften zu viel Geld und damit zu viel Einfluss haben.

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